Hallo Leutz
Dede hat natürlich Recht, es würde mehr Sinn machen, den Wagen vor dem NoS-Club zu durchzunehmen, deswegen möchte ich hier gerne ein paar Punkte ansprechen, die euch bei eurer Setupwahl helfen sollen, zumal am Samstag vermutlich dann eh keiner dabei ist (jup, meine Schuld). ALs erstes würde ich gerne eine Ansage machen: der RS200 ist im Standartsetup in PC2 wie ein Hecktriebler abgestimmt, kein Wunder, dass man als erstes den Impuls hat, die Verteilung des Mitteldiffs weiter nach hinten zu legen.
Ich würde gerne mit einem kleinen Rätsel starten: Ihr kennt doch sicher noch die tollen Tourenwagen und Rallyautos, bei denen Hecktriebler gerne innen Vorne gelupft haben, und Fronttriebler hinten innen das Beinchen - das hatte seinen Sinn, nämlich darin, dass die angetriebene Achse genug Grip hat. Man hat also die Stabis so eingestellt, dass möglichst viel mechanischer Grip auf der angetriebenen Achse liegt.
Nun anbei ein kleines Video von Bruno Ianniello, der mit seinem Lancia Delta S4 heute noch bei Bergrennen startet - das Fahrzeugkonzept ist ähnlich dem RS200: Allrad, kurzer Radstand, Mittelmotor.
Was Fällt euch bei dem Video auf, wenn ihr auf die Nick- und Rollbewegungen des Fahrzeugs achtet?
https://www.youtube.com/watch?v=WXWrVzK2KNE
Bitte guckt euch das Video an, bevor ihr weiter lest, denn ich denke, dass man einiges erkennen kann:
Zum Ersten ist das Fahrzeug vorne weich abgestimmt, sowohl in den Federn, wie auch in den Stabis, der hebt am Anfang der Kurven fast den innenren hinteren Reifen. Das hat gute Gründe, vorher aber noch den Fakt: solche Fahrzeuge wurden in der Rally-WM mit weicheren Stabis vorne als hinten gefahren.
Gründe: das Fahrzeug ist recht schwer hinten. Das stimmt so zawar nicht, denn der RS 200 hatte eine recht ausgeglichene Gewichtsverteilung von etwa 50:50, aber, und das ist essentiell: er hatte das meiste Gewicht mittig kurz vor der Hinterachse hoch liegend, vorne waren Ausgleichsgewichte angebracht, die recht niedrig lagen. Dadurch, dass das Gewicht nahe am Fahrzeugmittelpunkt liegt, gibt es nur einen geringen Hanteleffekt, das Fahrzeug ist um die Mittelachse also recht einfacht drehbar, in allen Achsen, der höhere Schwerpunkt hinten sorgt aber für eine schneller Gewichtverteung auf die Hinterachse beim Beschleunigen, als sie beim Abbremsen nach vorne erfolgt Das sorgt dafür, dass beim Rausbeschleunigen aus Kurven sich sehr schnell der dynamische Schwerpunkt auf die Hinterachse bewegt, wodurch die Vorderachse entlastet wird. Beim Abbremsen aber bewegt sich der dynamische Schwerpunkt eher träge nach vorne, weil das Gewicht, welches sich oberhalb der Drehachse befindet, die in etwa in der Mitte des Autos liegt, hinten oberhalb davon befindet. Das Fahrzeug würde also beim Reinbremsen in eine Kurve im ersten Moment eher untersteuern, als beim Beschleunigen aus einer Kurve übersteuern.. Dem kann man mit entsprechend schnell reagierenden Dämpfern entsprechen, die dadurch den Grip beim Ausfedern vorne, bzw beim Einfedern hinten halten. Dabei aber muss das äussere Vorderrad genug Grip behalten, zumal es mit angetrieben wird, das kann nur ein weicher Stabi liefern, denn nur so bleibt genug dynamisches Gewicht am äußeren Rad, um die Kräfte übertragen zu können - mechanischer Grip ist das Stichwort.
Nun zu den Diffs, hier ist es recht einfach: hinten nicht zuviel Sperre, sonst untersteuert der Wagen - dadurch, dass wir Allrad haben, werden wir aufgrund der Sperre wohl kaum ins Übersteuern kommen.
Vorne ist es schwieriger, und ich möchte hier anmerken, dass ich zwar beim RS200 die Origiginalverteilung von 63:37 vorne/hinten genommen habe, aber nicht die originalen Viscodiffs: die sind scheisse (sry). Statt dessen habe ich in der Mitte ein Torsendiff, vorne und hinten Lamellensperrdiffs verwendet, die sind individuell auf Beschleunigungs- und Anbremsszenarien einstellbar, und haben keine Reaktionsdauer, bis sie denn greifen (der Reaktionsmoment der Torsen- und Viskodiffs ist in PC2 deutlich übertrieben dargestellt, in der Realität brauchen die nicht 1 sek, sondern max 1/10 sek).
Das Diff vorne ist sehr wichtig bei Allradlern: es muss genug sperren, um das innere Rad nicht durchdrehen zu lassen, darf nicht zu sehr sperren, um das Rad innen zu schnell drehen zu lassen - könnte man meinen.
Das ist falsch - das Diff vorne muss nur eines machen, das aber gut: es darf das äußere Rad nicht überlasten, wenn das innere keinen Grip hat.
Denn, genug Momemt auf das äußere Rad kann das Diff eigentlich nicht liefern, solange es das nicht überlastet: wenn Außen vorne das Drehmoment anliegt, zieht es das Fahrzeug in die Kurve rein (wer das ausprobieren will: legt ein Blatt Papier glatt auf einen Tisch, legt einen Finger auf eine Ecke und zieht nach vorne: das Blatt wird sich nach innen ziehen: ähnliches passiert beim Auto, wenn das äussere Vorderrad in einer Kurve bescheunigt), erst wenn das äußere Rad überlastet wird (zu wenig mechanischer Grip/aerodynamischer Grip, oder zuviel Sperre, oder zuviel Moment durch das Mitteldiff, oder eine Kombi), untersteuert die Karre.
Da wir natürlich möglichst viel Leistung auf die Straße bringen möchten, sollten wir nicht gleich aufgeben und die Antriebsverteilung nach hinten stellen (in der Hoffnung, dass die Karre hinten früher durchdreht als vorne), wenn die Karre untersteuert, sondern das Fahrwerk mal in Richtung front ausrichten, also vor Allem mal die Stabis vorne weicher stellen, und uns dann überlegen, warum der vorne immer noch rutscht: zuwenig Sperre, so dass das äußere Rad nicht unterstützt wird darin, sich in die Kurve zu ziehen, oder zu viel Sperre, so dass beide Räder durchdrehen, oder zuviel Sperre hinten, so dass sie schiebt?
Jedenfalls sollte man beim RS200, vom Rundstreckensetup ausgehend, seine Front im Auge behalten, um schnell zu sein - und nicht vergessen, manchmal ist weniger Stabi mehr (vorne), oder mehr Stabi hinten weiniger... Ich fahre bei 63:37 vorne den Stabi auf 30 und hinten auf 35, bei etwas härteren Federn (vorne etwas weicher), insgesamt deutlich höher (wegen aufsetzen), dabei im Verhältnis vorne tiefer, um Druck beim Anbremsen und Einlenken auf die Vorderachse zu bringen, und Spur hinten auf Null, vielleicht dann sogar im Minus, um das Ding zum Einlenken zu bewegen, denn da habe ich trotz offener Diffs wenig machen können - wenn ich die Diffs schließe, wid es noch schlimmer, ausgenommen das Mitteldiff, da bin ich noch am experementieren, hier könnte eine höhere Einstellung auch ein freudigeres Heck zur Folge haben, je nach Setup (und nach SMS).
Gruß
jen
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